Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Geschichte Krickenbeck, Leuth, Hinsbeck

Krickenbeck gehörte zur Grafschaft Geldern. Die Grafschaft wurde 1339 zum Herzogtum erhoben und erstreckte sich von der Zuidersee im Norden bis nach Heinsberg im Süden, von Leerdam im Westen bis nach Bocholt im Osten. Rund 80 % des Gebietes lag in den heutigen Niederlanden.

Das Herzogtum Geldern bestand aus vier Quartieren, den drei Niederquartieren Zutphen, Arnhem und Nijmegen im Norden sowie dem Oberquartier Roermond im Süden des Herzogtums gelegen. Um 1450 umfasste das Oberquartier die Ämter Middelaar, Kessel, Geldern, Straelen, Wachtendonk, Montfort, Goch, Erkelenz und Krickenbeck.
Es reichte vom Reichswald im Norden (zwischen Goch und Nijmegen) bis nach Nieuwstadt südlich von Roermond.

Regiert wurde das Land Geldern bis 1372 von den Grafen und Herzögen von Geldern. Als Erben übernahmen die Herzöge von Geldern und Jülich (1372-1423), später die Herzöge von Egmond (1423-1473 und 1492-1543) die Herrschaft. Zwischendurch regierten die Herzöge von Burgund (1473-1492).

Das Land Krickenbeck lag im Oberquartier Roermond und wurde gebildete aus den Herrlichkeiten Wankum, Herongen, Leuth, Grefrath und Lobberich. Dieses wiederum war Bestandteil des Amtes Krickenbeck. Zum Amt Krickenbeck gehörten neben dem Land Krickenbeck auch Venlo - als eigenständiger Bezirk - und das Exklaven-Gebiet um Viersen.
Hinsbeck war  Sitz des Landgerichtshofs "de Geer". Den Namen erhielt Land und Amt von dem bei Hinsbeck gelegenen Schloss Krickenbeck.

Die Geschichte dieses Landstriches ist ohne Burg und Schloß Krickenbeck nicht vollständig. Der erste erwähnte Krickenbecker war 1104 Graf Heinrich von Krickenbeck. Die erste Burg Krickenbeck, die sogenannte „alde borch“, stand südlich der Leuther Mühle am westlichen Netteufer. Um 1200 starb das Krickenbecker Grafengeschlecht aus, das Erbe ging an die Grafen von Mark, die Krickenbeck weiter an die Grafen von Geldern verkauften. Diese erbauten um die Mitte des 13. Jahrhunderts eine neue, wehrhafte Burg Krickenbeck an der heutigen Stelle. Da die Seen damals noch nicht bestanden, lag die Burg im Bruchland der Nette, eine strategisch günstige Lage. Nach zahlreichen Besitzerwechseln und mehreren Umbauten kam die Burg 1623 in den Besitz des Hauses Schaesberg. Die Grafen von Schaesberg hatten bis 1943 ihren Wohnsitz auf Schloß Krickenbeck. Auf Grund der unsicheren Grenzlage zog die Familie 1943 nach Tannheim, Schloß Krickenbeck wurde aufgegeben. Nach mehreren vergeblichen Anläufen konnte im Jahre 1987 die West-LB als Käufer gefunden und das stark verfallene Schloß gerettet werden. Nach umfangreichen Um- und Neubauten ist hier heute ein Schulungszentrum der West-LB entstanden.

Die Habsburger, Spanier, Preußen, Franzosen und erneut die Preußen am Niederrhein

Das Herzogtum Geldern war über mehrere Jahrhunderte Kriegsgebiet bzw. Durchzugsgebiet für Truppen und marodierende Horden. So wurden 1424 Grefrath und Viersen, und im Jahre 1428 Leuth durch Truppen des Herzog Adolf von Berg niedergebrannt.
(Frühester Nachweis der Schützenbruderschaft in Oedt (Kur Köln) 1473 durch so datierte  silberne Fahnenspitze).

Nachdem sich Herzog Wilhelm der Reiche im Jahre 1543 dem deutschen Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Venlo unterwarf (Kniefall von Venlo) (siehe auch Geschichte Venlo) und auf sein Herzogtum verzichtete, viel das Oberquartier des Herzugtum Geldern (mit den Exklaven Viersen und Erkelenz sowie den südlichen Randgebieten der geldrischen Niederquartiere Nimwegen, Arnheim und Zutphen)  an Habsburg (siehe Niederheinische Terretorien Mitte des 16. Jahrhunderts).

Bei der folgenden Reichsteilung durch Karl V. (1555/56) vielen diese Gebiete zusammen mit den gesamten Niederlanden an die spanische-habsburger Linie, verblieben jedoch zunächst Bestandteil des Deutschen Reiches.

Insbesondere der letztlich für die drei nördlichen Provinzen der Niederlande erfolgreiche Befreiungskrieg der Niederlande von den Spaniern (1568-1648), der 80-jährige Krieg, brachten Leid und Tod. Hierdurch verarmte das Volk und das Land. Die Niederquartiere Arnhem, Zutphen und Nijmegen wurden durch ihn Teil der Generalstaaten der Niederlande. Sie bilden heute im Großen und Ganzen die niederländische Provinz Gelderland. Die neu entstandene Republik der Niederlande trat 1648 mit dem Friedensschluss von Münster aus dem Verband des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen aus, damit verlief die Reichsgrenze nun unmittelbar im Gebiet von Rhein und Maas, womit die Niederrheinischen Terretorien in eine bis heute währende politische Rand-/Grenzlage kamen. Das Herzogtum Geldern erfuhr so seine erste Teilung. Im Tross der Spanier während des 80-jährigen Krieges befanden sich wohl auch die  Vorfahren der Teunissen-Linie bei Schenken-Schanz. Zwei der drei Teunissenbrüder verblieben nach den Auseinandersetzungen am Niederrhein, wovon einer die "Berg en Dalse" Linie bildete und der andere nach St. Hubert zog.

Auch nach dem Frieden von 1648 kam das Land nicht zur Ruhe, zahlreiche Kriege und die hohe Verschuldung der Orte hielten das Leben beschwerlich. Darum wurden die Schanzen in den Dörfern wieder hergestellt und die Eingänge verbarrikadiert. Man richtete eine zum Teil berittene Landwehr ein, in Hinsbeck gehörten dieser sechs Männer zu Pferd sowie 30 zu Fuß an. Mit dieser Landwehr kam man in Notfällen den Nachbarorten zur Hilfe. Trotzdem ging Leuth im Jahre 1658 abermals in Flammen auf.

Um ihre Schulden zu begleichen, verkauften die Spanier, zu denen das Amt Krickenbeck seit 1543 gehörte, 1673 die Gerichtsbarkeiten zahlreicher Ämter, das Amt Krickenbeck fiel an den Freiherrn (ab 9. September 1706 Grafen) Wolfgang Wilhelm von Schaesberg, Herr auf Schloss Krickenbeck. Zu der Gerichtsbarkeit im Amt Krickenbeck gehörten die Herrlichkeiten Hinsbeck, Wankum, Leuth und Herongen. Er zahlte 7700 Pfund für Hinsbeck, 7840 für Wankum, 5800 für Leuth und 3140 für Herongen. Hierdurch erhielt er die hohe, mittlere und niedere Gerichtsbarkeit über diese Orte und das Recht, Schultheiß, Schöffen und Geschworene einzusetzen. Er war damit Gerichtsherr und behielt den größten Teil aller anfallenden Gerichtsgebühren ein, gleichzeitig hörte das Landgericht „op de Geer“ auf zu bestehen, da das Landgericht auf die Burg Krickenbeck verlegt wurde. Jedoch wurde die Gerichtsstätte mit Galgen und Rad weiterhin genutzt.

Weiteres Unheil kam 1684 durch die Franzosen, die Hinsbeck verwüsteten bzw niederbrannten und Schloss Krickenbeck plünderten.

Spanisch Geldern 1696
Spanisch Geldern 1696

(Es sind noch keine Netteseen eingezeichnet)

Das weiterhin zum Reich gehörende Oberquartier Geldern mit seinem Verwaltungssitz Roermond, sowie den Orten Venlo, Geldern, Viersen und Erkelenz, verblieb noch bis zum Aussterben der spanischen Habsburger loyaler Bestandteil des iberischen Königreiches (siehe Niederrheinische Territorien Mitte des 17. Jahrhunderts) und wurde nach dem daraufhin einsetzenden Erbfolgekrieges 1713 im Frieden von Utrecht aufgeteilt.
Das die preußischen Truppen 1703 im Verlaufe des spanischen Erbfolgekrieges das Herzogtum Geldern besetzten um Ihre Ansprüche am Niederrhein zu untermauern, machte sich nun bezahlt:
Der westliche Teil des Herzogtums um Venlo kam zu den Niederlanden. An Österreich fielen die Stadt Roermond und die Gebiete um Niederkrüchten, Elmpt und Wegberg. Der östliche Teil mit den Ämtern Krickenbeck, Geldern, Straelen und Wachtendonk wurde dem Königreich Preußen zugeschlagen und bildete damit einen Teil des neuen  „Herzogthums Geldern königlich Preußischen Antheils“ mit neuem Verwaltungssitz in Geldern. Die Einverleibung der Niederrheinischen Gebiete stellte den Preußischen König vor große Herausforderungen: Ein Protestantischer Staat mit katholischem Terretorium, in dem noch dazu bis dato Holländisch gesprochen wurde (siehe Sprache am Niederrhein) und das über die Maßen hoch verschuldet war.

Die Gemeinde Hinsbeck hatte im Jahre 1713 Schulden in Höhe von 52710 Gulden, dazu kamen 2015 Gulden an rückständigen Zinsen. Für die damalige Zeit waren das Gewaltige Beträge. Lange Jahrzehnte konnte sich Hinsbeck von dieser Schuldenlast nicht befreien.

Doch noch immer gab es keine Ruhe für die Bevölkerung. Die französischen Revolutionstruppen kamen 1792 an den Niederrhein. Auch die Region um
Krickenbeck war betroffen. Zum Gegenangriff der preußischen Truppen am 3. Februar 1793 wird gemeldet: "Wir haben hier die zuverlässige Nachricht erhalten, dass bei Annäherung der königl. preußischen Truppen das Schloss Krickenbeck geräumt ist". Kurze Zeit später zogen Napoleons Truppen wieder ab. Zwei Jahre später jedoch kamen sie zurück und brachten Ende Oktober 1794 die Lande westlich des Rheins endgültig in ihren Besitz. Die Region um Krickenbeck gehörte fortan 20 Jahre, also bis 1814, zum französischen König- bzw. Kaiserreichreich. Nach mehrmaligen Umstrukturierungen ergaben sich für unsere Heimat 1798 folgende Verwaltungszugehörigkeiten: Die Franzosen teilten das neu errungene Gebiet in die vier Departements Roer, Rhein-Mosel, Saar und Donnersberg ein. Der größte Teil des ehemalihen Amtes Krickenbeck und damit auch Hinsbeck, lag nun im Canton Wankum im  Arrondissement Kleve, das aus den linksrheinischen Gebieten des Herzogtums Kleve und fast dem ganzen Herzogtum Geldern preußischen Anteils gebildet wurde und damit weitgehend an den den alten Territorialgrenzen westlich des Rheins ausgerichtet war. Das Arrondissement Kleve wiederum war das nördlichste des Roer-Departements. (siehe auch Geburtsurkunde Peter Johann Steger aus dieser Zeit)

Napoleon 1., dem nach seinen Kriegserfolgen nahezu ganz Europa zu Füßen lag, war es bis 1808 nicht gelungen, die Machtstellung Englands zu brechen. Im Zusammenhang mit der verhängten Kontinentalsperre versuchte er nun durch eine Kanalverbindung Rhein-Maas-Scheide die Rheinschifffahrt von den holländischen Rheinhäfen fernzuhalten, um auf diese Weise Englands Festlandhandel empfindlich zu treffen. Das geplante Kanalobjekt war der ,,Grand Canal du Nord" kurz Nordkanal genannt.
Seine Länge vom Rhein bis Antwerpen war auf 115 km, vom Rhein bis Venlo auf 72,7 km projektiert und mit einem Kostenanschlag von 20 Mill. Francs festgesetzt. Der Kanal nahm seinen Anfang am Rhein bei dem Dörfchen Grimlinghausen, südöstlich von Neuß, kreuzte die Erft und wandte sich nordwestlich in Richtung Schiefbahn. Bevor er jedoch Schiefbahn erreichte, führte die Kanalzone wieder mehr westlich an Neersen vorbei und durchschnitt dann das Gelände östlich der Stadt Viersen. Im weiteren Verlauf führte die Kanalplanung geradewegs durch die Gemeinden Süchteln und Grefrath.
Kurz hinter Grefrath bot das hügelige Gelände erhebliche Schwierigkeiten und verlangte eine fast rechtwinklige Abbiegung zu dem niedrigen Gebiet der Krickenbecker Seen. Von dort aus führte das Kanalbett wieder nach Nordwesten den Hinsbeck - Herongen Höhenhang entlang, schneidet in der beim Kanalbau entstandenen Siedlung ,,Louisenburg" die jetzige Bundesstraße 221, führt durch die Heronger Feldmark zwischen Dorf und Bauernschaft Niederdorf hindurch und erreicht in einem weiten Bogen nach Westen ziehend bei der Stadt Venlo die Maas. Von dort sollte der, Grand Canal du Nord" zur Schelde führen und im Seehafen Antwerpen die Verbindung zum Weltmeere schaffen. An vielen Stellen der bezeichneten Verlaufsstrecke sind noch heute deutliche Spuren des Kanals vorhanden, so zwischen Süchteln und Grefrath und namentlich in den Heronger Ortsteilen Louisenburg und Niederdorf.
Die Vermessungsarbeiten in Herongen waren Anfang Juli 1808 erledigt. August desselben Jahres wurde den Bewohnern der auf dem Kanalbereich liegenden Häuser die Räumung befohlen. Am 3. Juli 1809 fand in Neuß die Kanalgrundsteinlegung statt, wozu die beteiligten Gemeinden ihre Vertreter entsandten. 1809 und die erste Hälfte des Jahres 1810 wurde mit größtem Eifer auf der ganzen Strecke am Kanalbau gearbeitet. Etwa zwei Drittel des Werkes waren dann fertiggestellt, zahlreiche Arbeiter hatten zur schnellen Vollendung beigetragen, 121/2 Mill. Francs waren verausgabt, als plötzlich Ende 1810 die Arbeiten völlig eingestellt wurden. Napoleon zwang seinen Bruder Ludwig, den er als König der Niederlande eingesetzt hatte, zur Abdankung und vereinigte durch kaiserliches Dekret vom 9. Juli 1810 Holland mit Frankreich.
Nunmehr beherrschte er die Rheinhäfen Hollands unmittelbar und hatte an der Fertigstellung des ,,Grand Canal du Nord" kein Interesse mehr.
Der Kanal wurde aufgegeben. Die Anlagen und Schleusen verfielen, die Schleusenwärterhäuser standen leer. Teils wurden sie auf Abbruch verkauft, teils anderen Zwecken zugeführt. Anträge einer Kreiskommission und des rheinischen Provinziallandtages an die preußische Regierung - nach dem Sturze Napoleons - blieben ohne Erfolg. Geldmangel nach den Befreiungskriegen verhinderte die Vollendung des Nordkanals.
Das Schleusenwärterhaus in Louisenburg war auf Abbruch verkauft worden, das in Niederdorf jedoch ist noch heute mit einem baumumsäumten Teich im ehemaligen Kanalbett und ausgedehnten Anlagen vorhanden.

Nach Napoleons entgültiger Niederlage im Jahre 1814 erfolgte laut Beschluss des Wiener Kongresses im Jahre 1815 die erneute Teilung des Gebietes. Die östliche Hälfte des ehemaligen Oberquartiers wurde wieder dem Königreich Preußen zugeschlagen, die westliche Hälfte fiel an das neu gebildete Königreich der Niederlande. Die neue Staatsgrenze verlief "einen Kanonenschuss von der Maas entfernt", so dass Venlo, Arcen und Roermond den Niederlanden zufielen.
Das ehemalige Herzogtum Geldern (siehe Karte Oberquartier 1815) hatte endgültig aufgehört zu existieren, über Jahrhunderte gewachsene Verbindungen wurden plötzlich zerrissen. Die wirtschaftliche Orientierung der Region Krickenbeck nach Venlo und der Maas, als wichtigen Handelsweg, wurden zerstört und machten neues Denken erforderlich.

Von nun an gehörte Wankum, Herongen, Leuth, Grefrath und Lobberich zum Königreich Preußen, welches später in das Deutsche Reich und schließlich in die Bundesrepublik Deutschland aufging. 

Quellen:
Hans Steger; Heronger Heimatbuch
Ralf Hendrix
homepage
Luisenburg homepage Heinz Koch;
Geschichte, Landschaft und Sprache Hinsbecks
Hantsche; Atlas zur Geschichte des Niederrheins Locations of visitors to this page