Insbesondere der letztlich für die drei nördlichen Provinzen der Niederlande erfolgreiche Befreiungskrieg der Niederlande von den Spaniern (1568-1648), der 80-jährige Krieg, brachten Leid und Tod. Hierdurch verarmte das Volk und das Land. Die Niederquartiere Arnhem, Zutphen und Nijmegen wurden durch ihn Teil der Generalstaaten der Niederlande. Sie bilden heute im Großen und Ganzen die niederländische Provinz Gelderland. Die neu entstandene Republik der Niederlande trat 1648 mit dem Friedensschluss von Münster aus dem Verband des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen aus, damit verlief die Reichsgrenze nun unmittelbar im Gebiet von Rhein und Maas, womit die Niederrheinischen Terretorien in eine bis heute währende politische Rand-/Grenzlage kamen. Das Herzogtum Geldern erfuhr so seine erste Teilung. Im Tross der Spanier während des 80-jährigen Krieges befanden sich wohl auch die Vorfahren der Teunissen-Linie bei Schenken-Schanz. Zwei der drei Teunissenbrüder verblieben nach den Auseinandersetzungen am Niederrhein, wovon einer die "Berg en Dalse" Linie bildete und der andere nach St. Hubert zog.
Auch nach dem Frieden von 1648 kam das Land nicht zur Ruhe, zahlreiche Kriege und die hohe Verschuldung der Orte hielten das Leben beschwerlich. Darum wurden die Schanzen in den Dörfern wieder hergestellt und die Eingänge verbarrikadiert. Man richtete eine zum Teil berittene Landwehr ein, in Hinsbeck gehörten dieser sechs Männer zu Pferd sowie 30 zu Fuß an. Mit dieser Landwehr kam man in Notfällen den Nachbarorten zur Hilfe. Trotzdem ging Leuth im Jahre 1658 abermals in Flammen auf.
Um ihre Schulden zu begleichen,
verkauften die Spanier, zu denen das Amt Krickenbeck seit 1543 gehörte,
1673 die Gerichtsbarkeiten zahlreicher Ämter, das Amt Krickenbeck
fiel an den Freiherrn (ab 9. September 1706 Grafen) Wolfgang Wilhelm
von Schaesberg, Herr auf Schloss Krickenbeck. Zu der Gerichtsbarkeit
im Amt Krickenbeck gehörten die Herrlichkeiten Hinsbeck, Wankum,
Leuth und Herongen. Er zahlte 7700 Pfund für Hinsbeck, 7840 für Wankum,
5800 für Leuth und 3140 für Herongen. Hierdurch erhielt er die hohe,
mittlere und niedere Gerichtsbarkeit über diese Orte und das Recht,
Schultheiß, Schöffen und Geschworene einzusetzen. Er war damit Gerichtsherr
und behielt den größten Teil aller anfallenden Gerichtsgebühren ein,
gleichzeitig hörte das Landgericht
„op de Geer“ auf zu bestehen, da das Landgericht auf die Burg
Krickenbeck verlegt wurde. Jedoch wurde die Gerichtsstätte mit Galgen
und Rad weiterhin genutzt.
Weiteres Unheil kam 1684 durch die Franzosen, die Hinsbeck verwüsteten bzw niederbrannten und Schloss Krickenbeck plünderten.
Spanisch Geldern 1696
(Es sind noch keine Netteseen eingezeichnet)
Das weiterhin zum Reich
gehörende Oberquartier Geldern mit seinem Verwaltungssitz Roermond,
sowie den Orten Venlo, Geldern, Viersen und Erkelenz, verblieb noch
bis zum Aussterben der spanischen Habsburger loyaler Bestandteil des
iberischen Königreiches (siehe Niederrheinische
Territorien Mitte des 17. Jahrhunderts) und wurde
nach dem daraufhin einsetzenden Erbfolgekrieges 1713
im Frieden von Utrecht aufgeteilt.
Das die preußischen Truppen 1703 im Verlaufe des spanischen Erbfolgekrieges
das Herzogtum Geldern besetzten um Ihre Ansprüche am Niederrhein
zu untermauern, machte sich nun bezahlt: Der westliche Teil
des Herzogtums um Venlo kam zu den Niederlanden. An Österreich fielen
die Stadt Roermond und die Gebiete um Niederkrüchten, Elmpt und Wegberg. Der
östliche Teil mit den Ämtern Krickenbeck, Geldern, Straelen und Wachtendonk
wurde dem Königreich Preußen zugeschlagen und bildete damit einen
Teil des neuen „Herzogthums Geldern königlich Preußischen Antheils“
mit neuem Verwaltungssitz in Geldern. Die Einverleibung der Niederrheinischen
Gebiete stellte den Preußischen König vor große Herausforderungen:
Ein Protestantischer Staat mit katholischem Terretorium, in dem noch
dazu bis dato Holländisch gesprochen wurde (siehe
Sprache am Niederrhein) und das über die Maßen hoch verschuldet
war.
Die Gemeinde Hinsbeck hatte im Jahre 1713 Schulden in Höhe von 52710 Gulden, dazu kamen 2015 Gulden an rückständigen Zinsen. Für die damalige Zeit waren das Gewaltige Beträge. Lange Jahrzehnte konnte sich Hinsbeck von dieser Schuldenlast nicht befreien.
Doch noch immer gab es keine Ruhe für die Bevölkerung.
Die französischen Revolutionstruppen kamen 1792 an den Niederrhein.
Auch die Region um
Krickenbeck war betroffen. Zum Gegenangriff der preußischen Truppen
am 3. Februar 1793 wird gemeldet: "Wir haben hier die zuverlässige
Nachricht erhalten, dass bei Annäherung der königl. preußischen Truppen
das Schloss Krickenbeck geräumt ist". Kurze Zeit später zogen
Napoleons Truppen wieder ab. Zwei Jahre später jedoch kamen sie zurück
und brachten Ende Oktober 1794 die Lande westlich des Rheins endgültig
in ihren Besitz. Die Region um Krickenbeck gehörte
fortan 20 Jahre, also bis 1814, zum französischen König- bzw. Kaiserreichreich.
Nach mehrmaligen Umstrukturierungen ergaben sich für unsere Heimat
1798 folgende Verwaltungszugehörigkeiten: Die Franzosen teilten das
neu errungene Gebiet in die vier Departements Roer, Rhein-Mosel, Saar
und Donnersberg ein. Der größte Teil des ehemalihen Amtes Krickenbeck
und damit auch Hinsbeck, lag nun im Canton Wankum im Arrondissement
Kleve, das aus den linksrheinischen Gebieten des Herzogtums
Kleve und fast dem ganzen Herzogtum Geldern preußischen Anteils gebildet
wurde und damit weitgehend an den den alten Territorialgrenzen westlich
des Rheins ausgerichtet war. Das Arrondissement Kleve wiederum war
das nördlichste des Roer-Departements.
(siehe auch Geburtsurkunde
Peter Johann Steger aus dieser Zeit)
Napoleon 1., dem nach
seinen Kriegserfolgen nahezu ganz Europa zu Füßen lag, war es bis
1808 nicht gelungen, die Machtstellung Englands zu brechen. Im Zusammenhang
mit der verhängten Kontinentalsperre versuchte er nun durch eine Kanalverbindung
Rhein-Maas-Scheide die Rheinschifffahrt von den holländischen Rheinhäfen
fernzuhalten, um auf diese Weise Englands Festlandhandel empfindlich
zu treffen. Das geplante Kanalobjekt war der ,,Grand
Canal du Nord" kurz Nordkanal genannt.
Seine Länge vom Rhein bis Antwerpen war auf 115 km, vom Rhein bis
Venlo auf 72,7 km projektiert und mit einem Kostenanschlag von 20
Mill. Francs festgesetzt. Der Kanal nahm seinen Anfang am Rhein bei
dem Dörfchen Grimlinghausen, südöstlich von Neuß, kreuzte die Erft
und wandte sich nordwestlich in Richtung Schiefbahn. Bevor er jedoch
Schiefbahn erreichte, führte die Kanalzone wieder mehr westlich an
Neersen vorbei und durchschnitt dann das Gelände östlich der Stadt
Viersen. Im weiteren Verlauf führte die Kanalplanung geradewegs durch
die Gemeinden Süchteln und Grefrath.
Kurz hinter Grefrath bot das hügelige Gelände erhebliche Schwierigkeiten
und verlangte eine fast rechtwinklige Abbiegung zu dem niedrigen Gebiet
der Krickenbecker Seen. Von dort aus führte das Kanalbett wieder nach
Nordwesten den Hinsbeck - Herongen Höhenhang entlang, schneidet in
der beim Kanalbau entstandenen Siedlung ,,Louisenburg" die jetzige
Bundesstraße 221, führt durch die Heronger Feldmark zwischen Dorf
und Bauernschaft Niederdorf hindurch und erreicht in einem weiten
Bogen nach Westen ziehend bei der Stadt Venlo die Maas. Von dort sollte
der, Grand Canal du Nord" zur Schelde führen und im Seehafen Antwerpen
die Verbindung zum Weltmeere schaffen. An vielen Stellen der bezeichneten
Verlaufsstrecke sind noch heute deutliche Spuren des Kanals vorhanden,
so zwischen Süchteln und Grefrath und namentlich in den Heronger Ortsteilen
Louisenburg und Niederdorf.
Die Vermessungsarbeiten in Herongen waren Anfang Juli 1808 erledigt.
August desselben Jahres wurde den Bewohnern der auf dem Kanalbereich
liegenden Häuser die Räumung befohlen. Am 3. Juli 1809 fand in Neuß
die Kanalgrundsteinlegung statt, wozu die beteiligten Gemeinden ihre
Vertreter entsandten. 1809 und die erste Hälfte des Jahres 1810 wurde
mit größtem Eifer auf der ganzen Strecke am Kanalbau gearbeitet. Etwa
zwei Drittel des Werkes waren dann fertiggestellt, zahlreiche Arbeiter
hatten zur schnellen Vollendung beigetragen, 121/2 Mill. Francs waren
verausgabt, als plötzlich Ende 1810 die Arbeiten völlig eingestellt
wurden. Napoleon zwang seinen Bruder Ludwig, den er als König der
Niederlande eingesetzt hatte, zur Abdankung und vereinigte durch kaiserliches
Dekret vom 9. Juli 1810 Holland mit Frankreich.
Nunmehr beherrschte er die Rheinhäfen Hollands unmittelbar und hatte
an der Fertigstellung des ,,Grand Canal du Nord" kein Interesse mehr.
Der Kanal wurde aufgegeben. Die Anlagen und Schleusen verfielen, die
Schleusenwärterhäuser standen leer. Teils wurden sie auf Abbruch verkauft,
teils anderen Zwecken zugeführt. Anträge einer Kreiskommission und
des rheinischen Provinziallandtages an die preußische Regierung -
nach dem Sturze Napoleons - blieben ohne Erfolg. Geldmangel nach den
Befreiungskriegen verhinderte die Vollendung des Nordkanals.
Das Schleusenwärterhaus in Louisenburg war auf Abbruch verkauft worden,
das in Niederdorf jedoch ist noch heute mit einem baumumsäumten Teich
im ehemaligen Kanalbett und ausgedehnten Anlagen vorhanden.
Nach Napoleons entgültiger
Niederlage im Jahre 1814 erfolgte laut Beschluss des Wiener
Kongresses im Jahre 1815 die erneute Teilung des Gebietes.
Die östliche Hälfte des ehemaligen Oberquartiers wurde wieder dem
Königreich Preußen zugeschlagen, die westliche Hälfte
fiel an das neu gebildete Königreich der Niederlande. Die
neue Staatsgrenze verlief "einen Kanonenschuss von der Maas entfernt",
so dass Venlo, Arcen und Roermond den Niederlanden zufielen.
Das ehemalige Herzogtum Geldern (siehe Karte
Oberquartier 1815) hatte endgültig aufgehört zu existieren, über
Jahrhunderte gewachsene Verbindungen wurden plötzlich zerrissen. Die
wirtschaftliche Orientierung der Region Krickenbeck nach Venlo und
der Maas, als wichtigen Handelsweg, wurden zerstört und machten neues
Denken erforderlich.
Von nun an gehörte Wankum, Herongen, Leuth, Grefrath und Lobberich zum Königreich Preußen, welches später in das Deutsche Reich und schließlich in die Bundesrepublik Deutschland aufging.
Quellen:
Hans
Steger; Heronger Heimatbuch
Ralf Hendrix homepage
Luisenburg
homepage Heinz Koch;
Geschichte, Landschaft und Sprache
Hinsbecks
Hantsche; Atlas zur Geschichte des Niederrheins