Näheres zur Geschichte Hinsbecks
Die belegbare Geschichte des kleinen Dorfes Hinsbeck beginnt mit dem Namen der Ansiedlung. Als älteste Namensformen tauchen 1221 „Hensbec“, 1238 „Heingstbeche“, 1288 „Henxbeke“ und um 1300 „Hengesbeke“ auf. Die Endung „-beke“ kann problemlos als Bach übertragen werden. Das Bestimmungswort „Hins-“ ist wohl mit Pferden in Verbindung zu bringen: Hinsbeck bedeutet „Bach der Hengste“.
Die Landschaft um Hinsbeck war in früheren
Jahren von Grund auf anders als heute. Es bestanden noch keine
Seen, hier befanden sich nur große Moore und Bruchland. Erst
im 17. Jh. begann die großflächige Austorfung der Moore durch die
die heutige Krickenbecker Seenlandschaft entstand. Die Hinsbecker
Heide war in frühester Zeit bedeckt mit Buchen-Eichenwäldern. Durch
Holzeinschlag, stärker noch durch die Nutzung der Wälder für die Weidung
des Viehs, gingen die Wälder immer stärker zurück. Übrig blieb eine
Heidelandschaft, bereits Ende des 17. Jhd. waren nur noch geringe
Waldreste vorhanden. Mitte des 18. Jahrhunderts begann die Anpflanzung
von Kiefern, weite Teile blieben jedoch noch bis Anfang des 20. Jhd.
Heidelandschaft. Diese öde und karge Landschaft bildete die passende
Kulisse für die Gerichtsstätten auf der Hinsbecker Heide, dem Landgericht
„op de Geer“, der „Schöffenschlucht“
und dem „Galgenberg“. Ebenso befand
sich auf dieser Heide der Amandusbrunnen, im Volksmund „Hellijepöttche“
genannt, von dem aus der hl. Amandus um 647 die Gegend um Hinsbeck
christianisiert haben soll.
Die erste Erwähnung der Kirche und des Ortes Hinsbeck gibt eine Urkunde
von 1221, wo ein gewisser Philippus als „sacerdos de Hensbec“, also
als Priester in Hinsbeck, als Zeuge genannt wird. Die Größe Hinsbecks
betrug 1369 ca. 90 Haushalte. Geht man von ca. 8 Personen je Haushalt
aus, kommt man auf ca. 700 Einwohner.
Hinsbeck war von je her landwirtschaftlich geprägt. Die meisten Berufstätigen verdienten als Ackerer oder Tagelöhner ihren Lebensunterhalt. In den Einwohnerlisten von 1801 und 1822 tauchen u.a. Bäcker, Händler und Schuster auf. Die Hinsbecker haben sich also größtenteils selbst versorgt.
"de Hänsbäcker-Jüüt" - Ein Bleicher bei
der Arbeit, Stich 17. Jahrhundert.
Neben der Landwirtschaft spielte der Flachsanbau eine große Rolle. Leinwandweberei wurde in Hausarbeit betrieben. Die Weberzeugnisse wurden vornehmlich nach Venlo bzw. den Niederlanden verkauft und dienten den Niederl. Malern als hochgeschätzte Leinwände. Es ist mündlich und teils durch Urkunden überliefern, dass viele unserer Vorfahren Weber waren. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die aufkommende maschinelle Webtechnik zu stark. Um die Jahrhundertwende gab es fast keinen Hausweber mehr in Hinsbeck. Als Weber arbeitete man nun in den großen Betrieben, meist in Lobberich. Nun wechselten also auch unsere Vorfahren als Weber oder Samtweber in die Industrie.
Aus dem Flachsanbau stammt auch der landläufige Beiname der Hinsbecker – Hänsbäcker Jüüt. Jüüt oder Güt bedeutet im Raum Geldern und Hinsbeck „Spaßmacher, Narr“. Die Hinsbecker konnten wohl schon immer andere aus Jux hochnehmen, zum besten halten und ihnen einen Streich spielen.
Der Name leitet sich von der Jüüt ab, ein Arbeitsgerät der Flachsbleicher. Sie schöpfen damit das Wasser um damit die ausgelegten Flachsbahnen zu befeuchten (siehe Bild).
Wenn beim Wasser „jitschen“ die Sonne im Rücken des Bleichers steht, kann man einen Regenbogen sehen. So führte man jemanden „hinters Licht“, und „hinters Licht“ führen auch die Hänsbäcker Jüüte.
In etwa verlässliche Einwohnerzahlen liegen erst ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vor. Im Jahre 1369 waren 58 Haushalte steuerpflichtig (zum Vergleich: Leuth 21, Herongen 9, Lobberich 68 und Venlo 153 Haushalte).
Wir wissen , dass nur ca. zwei Drittel aller Einwohner zu dieser Steuer herangezogen wurden. Hochgerechnet ergeben sich für Hinsbeck etwa 90 Häuser. Gehen wir von durchschnittlich 8 Bewohnern je Haus aus, ergibt sich im Jahre 1369 eine Einwohnerzahl von etwa 700 Personen.
Diese Zahl dürfte annähernd Richtig sein, da überliefert ist, dass um das Jahr 1500 in Hinsbeck 650 Menschen die Kommunion empfangen durften.
Jahr |
Einwohner |
1736 |
1810 |
1801 |
1300 |
1815 |
2488 |
1822 |
2600 |
1827 |
2568 |
1850 |
2528 |
1871 |
2944 |
1895 |
3070 |
1900 |
2988 |
1906 |
2817 |
1964 |
4020 |
1970 |
4405 |
31.1.2003 |
5095 |
Preußische Landesaufnahme von 1892
Quellen:
Ralf
Hendrix homepage
© Geobasisdaten und/oder Topographische Karten: Landesvermessung NRW,
Bonn, http://www.lverma.nrw.de