Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Das Herzogtum Geldern 1543

HZTM Geldern 1543

Geldern als historische Landschaft hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Das im Mittelalter so machtvolle Herzogtum verlor zu Beginn der Neuzeit seine Selbstständigkeit und wurde in der Folgezeit zudem mehrfach geteilt. Die Konsequenz dieser Entwicklung ist nicht nur die heutige Zugehörigkeit des ehemals einheitlichen Herzogtums zu unterschiedlichen Staaten (Niederlande, Deutschland und Belgien), sondern letztlich auch der Verlust einer geldrischen Identität. Die Karte dokumentiert gewissermaßen den Endpunkt der mittelalterlichen und den Beginn der neuzeitlichen Geschichte Gelderns. Sie zeigt das noch unbeschnittene Herzogtum in seiner territorialen Eingebundenheit im Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches um die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Nach dem Tod des letzten geldrischen Herzogs Karl von Egmont im Jahre 1538 sprachen sich die geldrischen Stände für den klevischen Erbprinzen als Nachfolger aus, der 1539 als Herzog Wilhelm V. (der Reiche) in Julien, Kleve, Berg, Mark und Ravensberg die Herrschaft übernahm. Der Erwerb von Geldern hätte diesen Vereinigten Herzogtümern eine beherrschende Stellung im Nordwesten des Reiches ermöglicht, was vermutlich auch konfessionspolitische Auswirkungen gehabt hätte, und außerdem wäre durch Geldern eine direkte Verbindung zwischen den Territorien Kleve und Julien hergestellt worden. Doch der Anspruch ließ sich nicht durchsetzen, da er auf den Widerstand des Hauses Habsburg stieß, das Geldern als (allerdings umstrittenen) Bestandteil des burgundischen Erbes für sich reklamierte, um seinen niederländischen Herrschaftsbereich abzurunden. Im kurzen geldrischen Erbfolgekrieg errang Kaiser Karl V. in der Schlacht bei Düren einen eindeutigen Sieg über Herzog Wilhelm V, der im Vertrag von Venlo (1543) sich völlig dem Kaiser unterwerfen und zugunsten von Habsburg auf sämtliche geldrischen Ansprüche verzichten musste.
Das Herzogtum Geldern, das in seiner Ganzheit 1543 an Habsburg fiel, bestand aus vier Teilen, den so genannten Quartieren: Nimwegen (Betuwe), Arnheim (Veluwe), Zutphen und dem südlich gelegenen und wirtschaftlich besonders wichtigen Oberquartier Roermond, in dem auch die Stadt Geldern lag. Nach der Reichsteilung Karls V. (1555/56) fiel Gesamtgeldern zusammen mit den Niederlanden an Spanien, verblieb jedoch im Heiligen Römischen Reich. Die Quartiere Nimwegen, Arnheim und Zutphen gingen jedoch faktisch bereits wenige Jahrzehnte später im Niederländischen Unabhängigkeitskrieg (80jähriger Krieg) an die Generalstaaten verloren. 1648 wurden sie auch staatsrechtlich Bestandteil der Republik der Niederlande und schieden damit endgültig aus dem Reichsverband aus. Sie bilden heute im Großen und Ganzen die niederländische Provinz Gelderland. Dem Königreich Spanien verblieb ab 1648 nur noch das südlich gelegene geldrische Oberquartier (bis 1713; vgl. Seite ,Die Aufteilung des Oberquartiers Geldern nach 1713'), das auch weiterhin Reichsgebiet war. Nur dieses Oberquartier mit den Hauptorten Roermond und Geldern behielt in der Folgezeit Bedeutung für die deutsche Geschichte am Niederrhein.

Quelle:
Hantsche Atlas zur Geschichte des Niederrheins, Essen 2004
Literatur:
FRANZ PETRI, Geldern und der nördliche Niederrhein im Wandel der niederländischen und deutschen Geschichte, in: Ders., Zur Geschichte und Landeskunde der Rheinlande, Westfalens und ihrer westeuropäischen Nachbarländer, Aufsätze und Vorträge aus vier Jahrzehnten, hg. von E. Ennen, A. Hartlieb von Wallthor und M. van Rey, Bonn 1973, S. 821839; KAROLA NÜSSE, Die Entwicklung der Stände im Herzogtum Geldern bis zum Jahre 1418 nach den Stadtrechnungen von Arnheim (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend, Bd. 63), Köln 1958. Locations of visitors to this page