Genealogische Zusammenstellung der Familie Steger vom linken Niederrhein

Fossa Eugeniana und Nordkanal

Verbindung von Rhein und Maas durch eine künstliche Wasserstrasse

Der Rhein war von alters her die wichtigste Verkehrs- und Handelsverbindung am Niederrhein, wie nicht zuletzt die große Anzahl der Zollstätten beweist. Die Idee einer Verbindung von Rhein und Maas durch eine künstliche Wasserstraße war nicht neu; bereits der römische Befehlshaber Corbulo hatte sich im 1. Jahrhundert n. Chr. aus militärischen Gründen mit diesem Problem beschäftigt.

Fossa Eugeniana Nordkanal
Geplante Kanalverbindung zwischen Rhein und Maas: Fossa Eugeniana (1626) und Nordkanal (1808)
Entwurf: I.Hantsche Kartographie: H.Krähe 1)

Fossa Eugeniana

Auch militärisch gesehen war der Rhein für den Nachschub von größter Bedeutung, so z.B. für die Spanier im 80-jährigen Krieg mit den aufständischen Niederlanden (1568-1648). Die militärischen Erfolge der staatischen Truppen führten dazu, dass die beiden Mündungsarme des Rheins den Spaniern verschlossen waren. Im 17. Jahrhundert begann dann der Bau der sogenannten „Fossa Eugeniana" von Rheinberg nach Venlo, benannt nach der spanisch-niederländischen Regentin Isabella Clara Eugenia, geplant als Befestigungslinie gegen die abgefallenen Generalstaaten. Die Trasse begann beim kurkölnischen Rheinberg und führte über das Kloster Kamp in das Territorium des damals spanischen Herzogtums Geldern. Der Kanal sollte die Festung Geldern durchqueren, Arcen umgehen und bei Venlo, einer weiteren spanischen Festung, in die Maas münden. Die Spanier verfolgten das Ziel, nicht nur ihren Nachschub in die südlichen Niederlande (das heutige Belgien) zu sichern, sondern auch den Handelsverkehr vom Rhein zur Maas - einer weiter gehenden Planung nach sogar bis zur Scheide - umzuleiten und auf diese Weise die Generalstaaten weitgehend vom lukrativen Handel abzuschneiden.
Trotz der großen technischen Schwierigkeiten gedieh der im Herbst 1626 begonnene Kanal in kurzer Bauzeit erstaunlich weit, wie die heute noch erhaltenen Überreste deutlich zeigen. Doch die Arbeiten wurden immer wieder von staatischen Truppen gestört, die alles daran setzten, den für sie lebenswichtigen Anteil am Rheinhandel nicht zu verlieren und den Spaniern nicht neue Nachschubwege zu eröffnen. Der Weiterbau geriet so ins Stocken und wurde schließlich völlig eingestellt, nachdem die General Staaten 1632/33 Venlo und Rheinberg, und damit die Endpunkte der Trasse, erobert hatten. Dieses Projekt blieb also unvollendet bis auf den Abschnitt Rheinberg - Geldern. (siehe auch Karten HZTM Kleve und Ravenstein 1645 ; Spanisch Geldern 1696 und Herzogtümer Kleve und Moers 1740)

Zwei weitere Vorschläge privater Unternehmer aus den Jahren 1759-64 für eine Kanalverbindung zwischen Arcen und Xanten bzw. Arcen und Rheinberg fanden nicht die Zustimmung der nunmehr preußischen Regierung und landeten in der Schublade.

Grand Canal du Nord oder Nordkanal

Napoleon interessierte sich schon recht früh für eine Wiederaufnahme der Kanalbauideen. 1804 reiste er persönlich an den Niederrhein, um die Fossa Eugeniana zu besichtigen und sich ein Bild von den Möglichkeiten ihres Weiterbaus zu machen. Wie die spanische Regentin knapp 200 Jahre vor ihm stand auch er vor dem Problem, die Rheinschiffahrt weg von Holland in einen inländischen, d. h. nun französischen Seehafen umzuleiten, und wieder sollte Antwerpen an der Scheide Zielpunkt des Kanals werden. Aus den vier zur Auswahl stehenden möglichen Trassen entschied sich die Pariser Straßen- und Brückenbauverwaltung für die wirtschaftlichste durch das Krur-, Niers- und Nettetal. 1808 begannen die Bauarbeiten. Die Gesamtlänge der Strecke zwischen Rhein und Maas betrug 53,5 km; die Trasse sah von Ost nach West betrachtet folgendermaßen aus: Bei Grimlinghausen am Rhein beginnend südlich an Neuss vorbei, zwischen Kaarst und Holzbüttgen hindurch, südlich von Schiefbahn und Neersen bis zum Nierstal, hier Schwenk nach Norden, östlich an Viersen und Süchteln sowie westlich an Grefrath und Vinkrath vorbei. Am Schwiershof Schwenk nach Westen ins Nettetal bis zu den Kricken-becker Seen, dann bei Herschel wieder Schwenk nach Norden, westlich an Herongen vorbei und abschließend in einer großen Linkskurve nach Venlo. Dieser Nordkanal (Grand Canal du Nord) ist also dann ab 1808 teilweise auch gebaut und in Betrieb genommen worden. Im Jahr 1810 änderte sich die politische Lage durch die Abdankung des holländischen Königs; Napoleon gliederte dessen Territorium in das französische Kaiserreich ein. Damit hatte er nun unbeschränkten Zugang zu den niederländischen Seehäfen - der Nordkanal war überflüssig geworden. Folglich wurden die Bauarbeiten zum 1. Januar 1811 eingestellt, anschließend das ganze Projekt zu den Akten gelegt. Der Chefingenieur des Projektes, Amable Hageau, hat 1819 in Paris eine detaillierte Beschreibung mit zugehörigen Zeichnungen veröffentlicht, von denen hier ein Ausschnitt betreffend die Trasse im Nettetal abgebildet ist:

Nordkanal Trasse
Trasse des Nordkanals zwischen Grefrath und Herongen)

Abschnittszeichnungen mit den vom Bau betroffenen Parzellen befinden sich in den Bauakten des Roerdepartements, ebenso Listen der Grundeigentümer mit Vermerken über die an sie gezahlten Entschädigungen für den Verkauf an den Staat.

Die bis Ende 1810 fertiggestellten Abschnitte dienten jedoch auch in der preußischen Zeit nach 1815 zunächst noch einem bescheidenen Personen- und Güterverkehr, (siehe auch Seite Karte Schloss Krickenbeck und Umgebung 1830) bis die Eisenbahn den Kanal völlig unwirtschaftlich werden ließ und 1850 die Schifffahrt daher endgültig eingestellt wurde.

Luisenburg Schleuse Nordkanal

Quellen:
1) Atlas zur Geschichte des Niederrheins, Irmgard Hantsche, Essen 2004
2) Die Franzosen in Hinsbeck 1794 - 1814, Vera Meyer-Rogmannr, in:
Hinsbeck, Beiträge zur Gechichte ..., Viersen 1997 Locations of visitors to this page