Schöffenweistum über die Hoheit des Kölner Erzbischofs und die Grundherrlichkeit des Abtes von Gladbach zu Oedt. 27. Juni 1560
Anno etcetera [15J60, ahm donnerstag den 27ten Junii im vogtgedinge,
hefft der ehrwürdiger edler und ehrentvester Peter von Bocholtz,
abt des gotteshauß sancti Viti martyris binnen Gladbach, alß erbgepietender
grundt- und gerichtzherr zu Oedt sampt in gegenwertigkeit seiner
ehrwurden scholtheiß, Goddert Arntz, von den scheffen erklerung
begehrt, wanneh ein vogtgeding zu Oedt sall gehalten werden, uff
wat zeith im jahr und wannehr, wie der scholtheiß darin sich verhalten
sall, dat die underthaenen und gemeinsleuthe auf den tag zusammen
gehorsamblich erscheinen, damit das vogtgeding recht und wohl nach
altem löblichen gebrauch gehalten werden möge?
Warauf die scheffen sich beraden und gesprochen: nach dem altem
herkommen sall man alle Jahrs im Mey oder ungefehrlich umb die zeith
alhier zu Oedt vogtgeding halten. Daß soll der scholtheiß von wegen
des ehrwürdigen herren abts zu Gladbach alß erbgepietenden grundtherren
besteuren und anstellen und solches drey rechte sontagen nacheinander
fur dem vogtgeding in beide kirchen Uda und Anraedt, wie solches
von alters breuchlich, öffentlich rueffen laßen, damit sich keiner
von der gemeinden seines außpleibens zu entschuldigen hab. Und sall
alßdan ein schutzambtman oder schutzamptsverwalter zu Oedt alß vogt
an statt unsers gnedigsten landtfursten und herren das vogtgeding
freyen und behegen. Und so dan gebrech weren von scheffen oder botten,
sall der Schultheiß von wegen des ehrwürdigen grundtherren am ersten
scheffen und botten setzen. Dem nach soll man des landtfursten alß
schütz- und schirmherren hocheit und des erbgrundtherren erbgerechtigkeit
erklehren, folgentz das landtrecht, so man von dem erbgepietenden
grundtherren hat, lesen und fort alle gebrechen der gemeinden vortragen
laßen und ieder bey alter gerechtigkeit wurcklich handthaben. Item
solch der scheffen bekentnuß hat der ehrwürdige herr abt mit Urkunden
verbunden und öffentlich darvon protestirt.
Ferners der scholtheiß von den scheffen
erklerung begehrt, wannehr vercken oder ander viehe uffgedreven,
wie man sich damit halten sall?
Warauf die scheffen erkant: wannehr vercken oder ander viehe geschützt
und uffgedreven und 3 tag in Brunen hauß alß gewöhnlichen platzen
in der schutt gewest seint und dan die partheyen freventlich wehren,
die vercken oder beesten zu quitiren, magh der scholtheiß dieselbige
uff dat hauß Öedt an die borgh lieferen, und der burggreff sall
dieselbigen verwahren und unterhalden; so sie aber nit geloest wurden,
bis sich solches vehe verzehrt hett, mag der herr solch vehe verkaufen
zu seinen Unkosten.
Quellen
Weistümer der kurkölnischen Ämter Kempen
und Oedt ... / Dieter Weber
Abschriften:
1) 1666: HStA Düsseldorf, Abtei Gladbach, RH 3, Bl. 230.
2) 1698: ebd., Kurköln II 2574, Bl. 175 und 185f.
3) 18. Jh.: ebd., Abtei Gladbach, Akten 17 Nr. 10, Bl. 97f.
Druck:
Lacomblet, Archiv VI, S. 484—485.
Brasse, UB Gladbach II, Nr. 728, S. 125f.
Die Wiedergabe folgt dem Text von 1).