Beschwerden der Oedter Untertanen und Nachbarn auf
dem Vogtgeding.
23. September 1599
Voigtgedingh zu Uda.
Anno etcetera [15]99 ahm 23. Septembris.
Durch den ehrwurdigen hern abten zu Gladbach, Diederichen Hulßen,
alß erb-, grundt-, churmuedtz- und gerichtshern, Johannen von Brempt,
drosten, alß gewaldt-, schutz- und schirmhern, vort Wilhelmen Hertzig,
scholtießen zu Oedt, und Wilhelmen Vogell, scholtießen und syndicum
der abdien zu Gladbach, gehalten worden.
Scheur Tilman, der seiner guter außgegangen und seinem Schwager
ubergeben, hat sich von dem scheffenampt mit niederlagungh schlußeis
und halms abgeheißen, der auch gutlich durch beide hern und scheffen
erlaßen.
Item ist an abgestandenen Drinck Jans stat Jacob Schall, an abgestorbenen
Peter Schloßmechers stat Wilhelm Möhlers und an Scheur Tilmans stat
Leppers Jacob zum scheffenambt erwehlt und beaidet worden.
Dem nach sein an abgestorbenen Johan Hastartz stat zum gerichtsbotten
Holtt Theiß und an abgangenem Strater Henrichs stat Strater Jan,
sein stiefsohn, zu gerichtsbotten ufgenommen und beaidet worden.
Folgentz ist das gericht durch den vogten behygt und gefreyet worden
und Hupert Hoeffschlegers zum procuratoren ufgenommen und beaidt
etcetera.
Dem nach und stehendeß voeß ist die rolle deß landtrechten und die
articulen der hocheit und gerechtigkeit deß schirm und grundthern
gerechtigkeit gelesen und durch die scheffen approbirt, ratificirt
und befestiget worden.
Folgentz haben die semptliche underthanen und nachburen ire gravamina
schriftlich ingegeben, die also, wie wortlich hernach folgt, lautendt:
1. Irstlich beklagen sich die nachburen und underthanen, das eß von alters hero preuchlich gewesen, wie noch, daß die gantze underthanen deß ambts Uda die wacht am hauße Uda gleich zu thun schuldich sein, welches doch dieser zeit daß kirspel und Hagen allein etzliche jair gethain, darneben einen tornwechter und an der borgh einen walhondt deß nachts zu lauffen.
2. Sagen ferners, das alle zeit, wan das heuw in der Berrendunck plag gewërdt zu werden, daß alßdan von dem hause Uda von des hern dieners sieben personen mit dem boden plagen zu kommen und daß heuw helffen zu wëren, wilches nu alles hinderwegen pleibt.
3. Item geben ferners an, das alle diejenige, so am hauß Uda uber die bruck plagen zu dienen, das dennen, so dick sie dienden, ein teut biers und eine micke broedts plagh herabgebracht zu werden.
4. Sagen ferners, das niehe zeits breuchlich gewesen, das die underthanen beschwerdt sein worden, holtz zu reißen, blocker niederzuhauwen und voneinanderen zu schneiden oder zu kurtzen, leihm zu stechen an die zichelaven, garden zu spaden und waßer zu dragen.
5. Item geben weithers an, daß wannher auf der borgh zu Oedt große und schwere gebeuw wurden gebauwet, das alßdan jederzeit preuchlich gewesen, andere ambter und hilf anzuruffen, derweil dieß ein klein und geringschatzigh ambt ist, wilches den underthanen nun allein zu thun schwerlich auferlagt wirdt.
6. Item geben hierbeneben ferners an, das die wechters alle abendtz selber holtz mit uff die wacht bringen oder deß nachts sonder feuwr sein mußen; alles dem alten geprauch zu widder.
7. Item auch begeren die underthanen und nachburen, daß dem alten geprauch nach die freygutter, sofern eß ein nachburwerck und kriegswesen belangen thut, gleich inen moegen gesteurt werden, dan die freyen in dem pfall so wenigh frey sein alß die unfreyen.
8. Ferners begeren die underthanen und nachburen, daß die neuwe gebauwten guter und sonst kleine gutter, ein jeder nach gelegenheit und vermoegen seiner gutter, dienen mogen, dan dieser zeit woll große gutter klein und kleine gutter groß werden.
9. Noch begeren die nachburen, das alle herngraven langs die gemeindt vort waßerstreume mogen besichtiget werden; und die alßdan bruchtigh befunden, in das nachvogtgedingh zu bescheiden etcetera.
10. Item noch ist der nachbur begeren, daß want sach were, daß ein nachvogtgedingh stein blebe und nicht gehalten wurdt (wiewoll eß nit breuchlich), daß alßdan alle puncten, sie sein klein oder groß, in daß negste wochgedingh moegen inbracht werden, darmit alle dingen richtigh zugehen.
11. Ferners begeren die nachburen und underthanen erklerungh, daß wannher einer geboet were und sich verseumbten und außpliebe, wie eß darmit solle gehalten werden?
12. Hierbeneben begeren alle underthanen und nachburen, daß der scholtieß darzu moege gehalten werden, bey sie inß kirspel oder ambt zu ziehen, dan eß sich oft und mennichmahl zutragen thut, daß seiner in dieser hochbetrubter zeit groß von thun und alßdan weith anzutreffen ist, dardurch die parthien oft in schaden und Unkosten geratten etcetera.
13. Diesem nach begeren die underthanen, daß der scholtieß alle zeit mit dem wedt wolle gedult dragen, biß daß urtheil ergangen ist.
14. Wie sie dan auch begeren, daß der scholtieß sich mit den pfandtbriefen wolle halden, wie von alters preuchlich.
15. Item begeren weithers, das der scholtieß das Sprinck Rindt dermaßen halden wolle, daß die gemeine nachburen daruber nicht zu klagen haben; alßdan wollen die nachburen dem scholtießen auch daßjenige, waß sie ime von rechts wegen schuldich, unweigerlich verrichten.
16. Diesem zufolgh sagen die nachburen, wie der scholtieß daß dischgelt in beisein zweyer scheffen zu boeren plagh. Begeren, das solches auch noch also moege gehalten werden.
17. Hierbeneben geben die scheffen an, wie innen von etzlichen bruchten gerechtigkeit zukompt, die der scholtieß nu stillschweigendt allein behelt. Begeren, daß der scholtieß hierinnen dem alten gebrauch nach sich gemëß halden wolle. Auch begeren die underthanen und nachburen, daß sie deß bauwes mit dienen, wie von alters preuchlich, frey mogen gehalten werden.
18. Ferners beschweren sich die underthanen, gantze dage außzudienen und darbey hunger und dorst zu leiden, wilches niehe zeit preuchlich gewesen.
19. Wie im gleichen sich die nachburen beschweren, die mulhlenpfortz zu bewachen, wilches niehe zeits mehr gehoirt, sonder alle zeit plagh der her an der borghpfortzen einen wechter oder pfortzener zu halten.
20. Weithers haben die underthanen und nachburen durch ihren vorsprecher mundtlich angeben laßen, daß die wechter, so deß nachts die wacht uf der borgh halten mußen, mogen geboet werden, darmit sich niemandts seines außpleiben zu beklagen hab und dardurch in schaden geratte etcetera.
21. Wie dan auch sie semptlich mundtlich angeben, dweil dieser zeit grobe blockhultzer und sonst andere foederen, eß sein wagen-, karren- oder gärdediensten, wie auch von der wacht wie oben zu thun sein und dan sich zutragen thëtt, daß der einer oder mehr außpleben, wieviel sie darvon verbrucht haben?
22. Underbrocher underthanen und nachburen beklagen sich, daß sie
mit etzlichen foederen, alß nemblich sechs grobe hultzer auß dem
Vogelsbusch zu fharen, wie im gleichen wein und pannen zu hollen,
hocher alß andere underthanen beschwert werden. Pitten underthenlich,
daß die diensten im ambt mogen richtigh gehalten und umbgehen und
ein jeder nach seinem vermogen hocher nit alß der ander darinne
beschwerdt werde.
Wolter von Wachtendonck, alß die alte rolle der wrogen zu Oedt am
vogtgedingh gelesen worden, sich bezeugt und bekroent, wie mehrmaehlen
am vogtgedinge geschehet, daß dieselb mit sich bringt, daß im kirspell
zu Oedt keine wege mehr seindt, dan der dick zu Oedt, und daß zu
Mulhausen ahn Wachtendoncks hauß kein wegh, sonder ein pontschiff
zu stain plege etcetera.
Demnach begeren alle underthanen und nachburen gantz undertheinlich,
das alle obgemelte newerungspuncten und articulen abgeschafft und
daß sie bey iren alten, loblichen, wolhergebrachtem gebrauch moegen
gehandthabt werden. Henrich Sticker alß statthelder deß vogts begert
von allen, so schriftlich und mundtlich vortragens, copey, umb dargegen
am negsten nachvogtgedingh sein gegenbericht inzubrengen. Deß gleichen
auch der scholtieß von wegen seines gebietenden erb-, grund- und
gerichtshern deß gantzen Verfolgs copey begert und erhalten.
Alß nun die underthanen und nachburen ubergleichen auch der scholtieß
von wegen seines gebietenden erb-, grund- und gerichtshern deß gantzen
Verfolgs copey begert und erhalten.
Alß nun die underthanen und nachburen uber der underthanen inbringen
sall erkandt werden, ehe und bevor grundt- und gewaldthern haben
irstlich iren bericht dargegen am nachvogtgedingh inbracht.
Auf wilches abmaenen deß vogts haben die scheffen erkandt, daß zu
komment sontagh in beiden kirchen Oedt und Anraedt dan umbgangk
deß landts und ampts Uda besichtigungh, wannher solches vor sich
gehen, verkundiget werden solle; und sullen alßdan alle underthanen
der besichtigungh nachfolgen und ire gebrechen angeben. Und sullen
alßdan im nachvogtgedingh, wilches 14 tage nach dem vogtgedingh
gehalten, uber alle ingegebene puncten und befundene gebrechen erkant
werden.
Johannes Hutz, gerichtschreiber, scripsi et subscripsi.
Quellen
Weistümer der kurkölnischen Ämter Kempen
und Oedt ... / Dieter Weber
Gleichzeitige, korrigierte Niederschrift: HStA Düsseldorf, Abtei
Gladbach, Akten 17 Nr. 6, Bl 27—31.
Ungedruckt.