Der Familienzweig rund um Wyler Berg (Teunissen / Hebben) lebte bis zum Ende des 2. Weltkrieges auf deutschem Grund. Die damalige Grenze (seit 1816) verlief jedoch durch zum Hof gehörendes Land. Im März 1949 wurde das Gebiet um den Teufelsberg unter niederländische Verwaltung gestellt. Erst am 1. August 1963 stand endgültig fest, dass die Teunissen fortan zu den Niederlanden gehören würden:
Grenzveränderungen bei Elten und Zyfflich 1816 und 1949-1963
Die heutige deutsch-niederländische
Grenze wurde durch den Wiener Kongress festgelegt. Dabei erfolgten
die wichtigsten Änderungen entlang der Maas. Doch auch das Gebiet
bei Elten, das in der französischen Zeit bereits verwaltungsmäßig
umstrukturiert worden war, wurde 1816 neu abgesteckt. Dabei wurden
die klevischen Exklaven sowie zwei Randgebiete westlich von Elten
dem neuentstandenen Königreich der Niederlande zuerkannt und in die
niederländische Provinz Gelderland eingegliedert: die Ämter Huissen
(mit Malburgen unweit von Arnheim), Lymers (mit Zevenaar) und Lobith
sowie die Unterherrschaft Wehl, die winzige nördlich der Waal gelegene
Herrschaft Hulhuizen und der Bereich von Kekerdom und Leuth südlich
der Waal im Amt Düffel. Sie hatten über Jahrhunderte den Grenzbereich
zwischen den Herzogtümern Kleve und Geldern zersplittert und unübersichtlich
gemacht. Gleichzeitig ging niederländisches Territorium an Preußen
über: die Exklave Schenkenschanz, die durch die Rheinverlagerung seit
1719 ihre strategische Bedeutung verloren hatte, sowie die Bauernschaften
Borghees, Speelberg, Leegmeer und Klein-Netterden nördlich von Emmerich.
Südwestlich des ehemaligen Reichsstifts Elten, das 1802 durch die
Säkularisation an Preußen gefallen war, folgte die Grenze ab 1816
über 8 km dem Rheinlauf. Dadurch entstand zwischen deutschem Gebiet
die ,Lobither Einbuchtung', und gleichzeitig wurde der Bereich von
Elten zu einem Sporn, der in niederländisches Gebiet hineinragt.
Dieser seit 1816 bestehende ,Eltener Zipfel' wurde nach dem Zweiten
Weltkrieg zum Streitobjekt. Die Niederlande verlangten als Reparationsleistung
sogenannte Grenzkorrekturen, d.h. den Übergang von deutschen Grenzgebieten
in holländischen Besitz. Die Konferenz von Paris, an der Deutschland
nicht beteiligt war, erfüllte zwar nicht die Maximalforderungen der
Niederlande von insgesamt 1840 qkm mit 160.000 Einwohnern, gestand
ihnen jedoch im März 1949 insgesamt 70 qkm mit ca. 10.000 Einwohnern
zu, im Wesentlichen die Gebiete von Elten und von Tudderen im Seifkant
(westlich von Heinsberg/Geilenkirchen) sowie kleine Areale ohne Ortschaften
bei Zyfflich und Wyler sowie bei Suderwick. Am 23. April 1949 ging
das Gebiet von Elten bis zum Flüsschen Wild unter deutschem Protest
und gegen den Willen der ansässigen Bevölkerung in die Hand der Niederlande
über. Dadurch verkürzte sich die Grenze in diesem Bereich von 20 auf
3 km. Staatsrechtlich wurde Elten jedoch nicht niederländisches Territorium,
sondern stand nur unter vorläufiger Auftrags Verwaltung. Die deutschen
Bewohner wurden daher keine niederländischen Staatsbürger, erhielten
jedoch niederländische Pässe mit dem Vermerk ihres Sonderstatus. Dieser
bedingte z.B., dass sie kein Wahlrecht besaßen, weder in Holland noch
- trotz ihrer deutschen Nationalität - in Deutschland.
Die Bevölkerung arrangierte sich bald mit den Gegebenheiten, zumal
die niederländischen Behörden meist behutsam vorgingen. Wirtschaftlich
profitierten die Eltener sogar, besonders durch die Verbesserung der
Infrastruktur, aber auch durch den holländischen Fremdenverkehr, für
den der Eltenberg eine Attraktion darstellte, und durch den deutschen
Einkaufstourismus. Der Vertrag vom 8.4.1960 zwischen der Bundesrepublik
und den Niederlanden ermöglichte die Rückgabe der von den Niederlanden
besetzten Gebiete an Deutschland, die bis auf geringfügige Ausnahmen
(Wylerberg und das Vorfeld des Querdamms bei Zyfflich sowie zwei kleine
Waldstücke östlich von Elten) am 1. August 1963 erfolgte.
Interessante Informationen zum Düffelt (in dem auch Zyfflich liegt) findet man auf der Homepage von Henk Otemann.
Quelle:
Hantsche Atlas zur Geschichte des Niederrheins, Essen 2004
Literatur:
EMILE SMIT, De oude Kleefse enclaves en hun overgang naar Gelderland
1795-1817, Zutphen 1975; WALTER Ax-MACHER, Elten. Die letzten 100
Jahre. 1897-1997 (= Emmericher Forschungen, Bd. 15), 2. Aufl., Emmerich
1998; GERD LAMERS, Die Geschichte Kranenburgs und seines Umlandes,
in: Kranenburg. Ein Heimatbuch, Kranenburg 1984, S. 9-76.